Ein- und Austritte aus dem Erwerbsleben
BFS. Die Arbeitsmarkteintritte (Wechsel von «Nichterwerbsperson» zu «Erwerbsperson») überstiegen zwischen 2010 und 2018 die Arbeitsmarktaustritte (von «Erwerbsperson» zu «Nichterwerbsperson/verstorben»). Seit 2019 finden hingegen mehr Austritte als Eintritte statt: 2021 lag die Differenz bei -28’000 Erwerbspersonen (274’000 Eintritte gegenüber 302’000 Austritten).
Seit Mitte der 90er Jahre liegen die Arbeitsmarkteintritte der Frauen deutlich über den Austritten. Seit sechs Jahren ist die Situation jedoch anders: die Austritte entsprechen nahezu den Eintritten. Bei den Männern werden die Eintritte seit 25 Jahren grösstenteils durch die Austritte kompensiert.
Mehr Eigenverantwortung bei sinkender Ersatzquote
Michael Ferber beschreibt in der NZZ die Folgen der sinkenden Ersatzquote für Versicherte und das System unserer Altersvorsorge. Betroffen sind vor allem Bezüger mittlerer Einkommen. Ferber schreibt:
In der Tat ist die durchschnittliche Ersatzquote in der Schweiz laut der Investmentgesellschaft Swisscanto bei einem Lohn von 80 000 Franken im Zeitraum 2011 bis 2020 um 11 Prozentpunkte auf 69 Prozent zurückgegangen. Die Niederlande oder Dänemark kommen hier laut dem Global-Pension-Index auf Werte von mehr als 80 Prozent.
Gemäss Studien von Finanzdienstleistern ist die Ersatzquote für manche Bevölkerungsgruppen sogar unter 60 Prozent gefallen. Dies ist heikel –denn dieses Ziel wird aus der Schweizer Verfassung abgeleitet, in der steht, die Renten aus erster und zweiter Säule sollten im Ruhestand die Fortsetzung des gewohnten Lebensstandards ermöglichen.
IV-Versicherte müssen Schaden mindern
CHSS. In zwei Kreisschreiben der Invalidenversicherung verleiht das Bundesamt für Sozialversicherungen den Auflagen für medizinische Behandlungen im Rahmen der Schadenminderung mehr Gewicht. Grundlage dafür ist ein Forschungsbericht.
Auflagen zur Schadenminderung kamen in der bisherigen IV-Praxis relativ selten zum Einsatz, wie eine Studie des Büro Vatter und der Berner Fachhochschule (BFH) im Auftrag des Bundesamts für Sozialversicherungen (BSV) aus dem Jahr 2020 zeigt. Seitens der einzelnen IV-Stellen wurden sie zudem in unterschiedlichem Masse angewendet.
Aus Babys werden Rentner
CHSS. Die Alterspyramide der Schweiz hat ihre klassische Form verloren. Grund dafür sind die geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge, die nun ins Rentenalter kommen: Einer schwach besetzten Jugendgeneration steht eine wachsende Zahl von über 65-Jährigen gegenüber. Auch der Altersquotient – das Verhältnis zwischen der Bevölkerung im Rentenalter und der Bevölkerung im Erwerbsalter – hat sich seit 1948 stark verändert: Während damals weniger als 16 über 65-Jährige auf 100 Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren entfielen, sind es heute bereits über 30. Im Jahr 2050 dürfte der Altersquotient gemäss dem Referenzszenario des Bundesamtes für Statistik (BFS) auf 46,5 steigen.
Lohngefälle kein Mass für Diskriminierung
Der Arbeitgeberverband schreibt zu den Ergebnissen der neuesten Analyse der Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern basierend auf der LSE 2020:
Die neuste Analyse des Bundesamtes für Statistik legt offen, dass sich das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern insgesamt verringert hat. Dies ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass sich die geschlechterspezifischen Profile im Arbeitsmarkt angleichen. Entscheidend bleiben für die Arbeitgeber aber nach wie vor die betrieblichen Lohngleichheitsanalysen. (…)
Die Analyse legt auch offen, dass der unerklärte Anteil an den Lohnunterschieden im Jahr 2020 zugenommen hat. Betrachtet man diese Werte aber genauer, zeigt sich, dass der öffentliche Sektor einen besonders grossen Teil zu dieser Entwicklung beträgt.
Während der unerklärte Anteil im privaten Sektor relativ moderat um 1 Prozent anstieg, nahm dieser im öffentlichen Sektor im gleichen Zeitraum um sage und schreibe 9,5 Prozentpunkte zu.
Haushaltbudgets im Zeichen von Corona
BFS. Bei den Ausgaben der Privathaushalte in der Schweiz zeigten sich 2020 im Vergleich zu den Vorjahren grössere Veränderungen aufgrund der Covid-19-Pandemie. So wiesen insbesondere die durch Einschränkungen betroffenen Bereiche deutliche Rückgänge auf: Die Ausgaben für Gast- und Beherbergungsstätten etwa sanken im Vergleich zu 2019 um 38% auf 343 Franken pro Monat. Bei den Einkommen hingegen sind im Jahr 2020 keine signifikanten Verschiebungen zu beobachten.
Das durchschnittliche verfügbare Einkommen von 6789 Franken pro Monat ist mit dem von 2019 vergleichbar. Zum Haushaltseinkommen zählen nebst den monatlich ausbezahlten Löhnen und Zulagen auch die jährlichen Zahlungen wie zum Beispiel der 13. Monatslohn. Erhaltene Renten, Sozialleistungen und Überweisungen von anderen Haushalten sowie Vermögenserträge wie Zinsen und Dividenden werden ebenfalls dazugerechnet.
Umzüge im Jahr 2021
BFS. Im Lauf des Jahres 2021 sind in der Schweiz gut 10% der Bevölkerung umgezogen. Junge Erwachsene neigen am ehesten zu einem Wohnungswechsel. Bewohner von Einfamilienhäusern ziehen seltener um als Personen, die in einem Mehrfamilienhaus leben. Die durchschnittliche Umzugsdistanz liegt bei 13 km.
Finma Risikomonitor: Hypotheken
Finma. Auch bei den Renditewohnliegenschaften wurde nach einem Seitwärtstrend von Anfang 2021 bis Mitte 2022 wieder ein deutlicher Preisanstieg verzeichnet, was sich auch bei den um Inflation bereinigten Preisen zeigt (siehe Abbildung «Reale Immobilienpreise », links oben). Da die kräftige Zuwanderung die Nachfrage nach Mietwohnungen stärkt und das Angebot rückläufig ist, sind die Angebotsmieten erneut gestiegen. Gleichzeitig sind auch die Leerstände nochmals gesunken (siehe Abbildung «Leer stehende Wohnungen in der Schweiz», oben).
Die damit verbundene Ertragssteigerung aus Mieteinnahmen stützt die Nachfrage nach Renditewohnliegenschaften seitens Investoren trotz gestiegenen Hypothekarzinsen. Nutzer- und Anlegermarkt entwickeln sich seit Jahren erstmals wieder parallel, und die gestiegenen Preise können durch die Nachfrage begründet werden. Das Ende des Negativzinsumfelds eröffnet für die Investoren allerdings neue Anlagealternativen. Auch die stark gestiegenen Preise für Baumaterialien dürften sich dämpfend auf Entwicklungsprojekte und somit das Angebot auswirken.
Ausgleichskassen gegen Sonderzuschlag auf AHV-Renten
Der von beiden Parlamentskammern geforderte Rentenzuschlag wegen der Teuerung bringe sozialpolitisch nichts und produziere wegen Kleinbeträgen administrativen Zusatzaufwand. Das schreiben die AHV-Durchführungsstellen in einem Brief an alle Ständeräte.
Geschlechtergraben bei AHV-Abstimmung
SDA. Die Abstimmung über die AHV-Reform mit dem höheren Frauenrentenalter hat Männer und Frauen geschieden wie niemals zuvor. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern betrug rekordhohe 26 Prozentpunkte. Generell waren die beiden Vorlagen mit dem höheren Frauenrentenalter und der Zusatzfinanzierung durch eine höhere Mehrwertsteuer bei der eidgenössischen Abstimmung am 25. September die wichtigste Vorlage und der Beweggrund für die Beteiligung. Das führte zur höchsten Stimmbeteiligung im laufenden Jahr.
64% der Männer stimmten dem höheren Frauenrentenalter zu, weist die Vox-Analyse des Meinungsforschungsinstituts gfs.bern aus. Bei den Frauen waren es lediglich 38%. Bei der Zusatzfinanzierung präsentierte sich die Lage ähnlich: 66% Ja bei den Männern und 45% bei den Frauen. Das Gros der Männer sah keinen Grund für eine frühere Pensionierung der Frauen. Die Frauen begründeten ihre Ablehnung grösstenteils mit den nach wie vor bestehenden Lohnunterschieden. Diese müssten zuerst behoben sein, bevor eine Rentenalterserhöhung in Frage komme.
Megatrend Individualisierung
Verwendung für zusätzliches Vorsorgekonto
Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug der Hochschule Luzern informiert in einem Fachartikel in AWP Soziale Sicherheit über die Studie VorsorgeDIALOG mit den Ergebnissen einer Umfrage.
Der Megatrend «Individualisierung» impliziert, dass die Menschen Selbstverantwortung auch in der Vorsorge übernehmen. Dazu gehört insbesondere auch, dass die Anlagestrategie des eigenen Vorsorgekapitals selbstbestimmt festgelegt werden kann und für Auszeiten selbst vorgesorgt wird. Wird für die Auszeit nicht vorgesorgt, hat diese Rentenkürzungen zur Folge.
Die Umfrage zeigt, dass die überwiegende Mehrheit der Befragten mit 62% der Idee, die Anlagestrategie selbst zu bestimmen, positiv gegenübersteht. Allerdings möchten 30% eine gute Beratung bei der Festlegung der Anlagestrategie und weitere 24% möchten aus einer vorgegebenen Auswahl von Alternativen wählen können.
Der Möglichkeit, eine Auszeit mit einem speziellen, zusätzlichen Vorsorgekonto zu finanzieren, steht die überwiegende Mehrheit der Befragten mit 82% positiv gegenüber. Dies zeigt, dass die Mehrheit der befragten Personen bereit ist, bei der Altersvorsorge Eigenverantwortung zu übernehmen und, dass individuelle Vorsorgelösungen auf Interesse stossen. Am häufigsten würden die Befragten dieses Zusatzkonto für die Finanzierung einer Frühpensionierung verwenden wollen, gefolgt von Sabbatical(s) und der Möglichkeit, überhaupt ein solches Konto zu haben, ohne genau zu wissen, wofür das Geld später verwendet wird.
Gegenvorschlag zur Renteninitiative
Rentenalter 66 ab dem Jahr 2032, danach wird das Rentenalter weiter im Einklang mit der durchschnittlichen Lebenserwartung erhöht. Das fordern die Jungfreisinnigen in einer Volksinitiative, für die sie 107’000 gültige Unterschriften gesammelt haben. Anfang 2023 beraten die zuständigen Kommissionen des Bundesparlaments die Initiative.
Die Begeisterung bei den Parteien ist begrenzt. Das hat auch Andri Silberschmidt, der als Präsident der Jungfreisinnigen die Initiative ausgelöst hat, bemerkt. Laut einem Bericht der CH-Medien arbeitet er an einem überparteilichen, indirekten Gegenvorschlag. Die AZ schreibt:
Rentenalter 66, Koppelung des künftigen Rentenalters an die durchschnittliche Lebenserwartung – aber der Tieflohnsektor wäre davon ausgenommen. In diesen Berufen würde das Rentenalter von der Lebensarbeitszeit abhängen.
Nun feilen bürgerliche Politiker an diesem Gegenvorschlag. Fest steht: Die AHV wird gestärkt durch das Rentenalter 65 für Frauen – aber schon ab 2030 zeichnet sich eine Unterfinanzierung ab. Ein höheres Rentenalter für alle würde das Problem lösen. Weil die Bevölkerung aber skeptisch ist, braucht es wohl eine Abmilderung.
Matthias Müller, der Präsident der Jungfreisinnigen, nimmt derweil erfreut zur Kenntnis, dass die Annahme seiner Initiative die Zuwanderung in die Schweiz reduzieren würde. «Die Erhöhung des Rentenalters führt auch zu einer höheren Arbeitsmarktbeteiligung der älteren Personen im Inland», sagt er. Hiesige Unternehmen müssten also weniger Arbeitskräfte aus dem Ausland rekrutieren. «Unsere Initiative vermindert die Nettozuwanderung bis 2050 um fast 25 Prozent.»
Renten der Unfallversicherung angepasst
Wer eine Invaliden- oder Hinterlassenenrente der obligatorischen Unfallversicherung bezieht, erhält ab dem 1. Januar 2023 eine Teuerungszulage. Diese Zulage beläuft sich je nach Unfalljahr auf mindestens 2.8 % der Rente.
Meyer und Silberschmidt zur Altersvorsorge
Auf HZ Insurance diskutieren SP Co-Präsidentin Mattea Meyer und Andri Silberschmidt FDP über Altersvorsorge und Generationengerechtigkeit. Auszüge.
Trotz Umverteilung, sinkenden Umwandlungssätzen und nach wie vor steigender Lebenserwartung haben es Reformen in der Altersvorsorge schwer. Warum eigentlich?
Mattea Meyer: Die Menschen waren immer bereit, der AHV mehr Geld zur Verfügung zu stellen, um die solidarisch finanzierte Altersvorsorge zu sichern und auszubauen. Sie wehren sich hingegen zu Recht, wenn ihre Renten gesenkt werden sollen. Mit dem Sozialpartner-Kompromiss liegt nun ein konkreter Vorschlag auf dem Tisch, der die Renten in der zweiten Säule sichert, die Rentensituation für Menschen mit niedrigen Einkommen verbessert und die finanzielle Situation stabilisiert. Die Bürgerlichen torpedieren aus ideologischen Gründen diesen Kompromiss, weil sie keinen solidarisch finanzierten Rentenzuschlag wollen. Sie diesen lieber den Banken und Versicherungen zu, die ihre Säule-3a-Produkte verkaufen wollen.
Andri Silberschmidt: Das Drei-Säulen-System ist meiner Meinung nach bestechend gut. Jede Säule hat ihre eigenen Vor- und Nachteile wie auch Herausforderungen. Anstelle dass man diese frei von Ideologie modernisiert, versuchen linke Parteien und Gewerkschaften, die zweite Säule zu schwächen. Ihr Ziel ist eine Volkspension, das heisst nur noch eine Säule, die eine sehr hohe Rente auszahlt – finanziert durch viel mehr Steuern und Umverteilung. Weil sie das System umkrempeln wollen, setzen sie sich leider oft gegen sinnvolle Verbesserungen innerhalb des Systems ein.
Mein Anspruch ist es, mehrheitsfähige Vorlagen zu schaffen, denn als Parlamentarier bin ich für das Finden von Lösungen gewählt worden.
Geschlechtsspezifische Vermögensverteilung im Ruhestand
Eine globale Studie von WTW zeigt den Unterschied zwischen dem Vermögensaufbau von Männern und Frauen zum Zeitpunkt des Renteneintritts auf. Der WTW-Bericht «Global Gender Wealth Equity» zeigt, dass Frauen im Durchschnitt mit 74 % des von Männern angesammelten Vermögens in den Ruhestand gehen werden, wobei der Unterschied in allen untersuchten Ländern zwischen 60 % und 90 % liegt.
Insgesamt weist Europa das geringste durchschnittliche geschlechtsspezifische Wohlstandsgefälle aller Regionen auf,. Es wird erwartet, dass Frauen im Ruhestand etwas mehr als drei Viertel (77 %) des Wohlstandsniveaus der Männer erreichen. Die Schweiz lag mit 76 % einen Punkt unter dem europäischen Durchschnitt und weist eine wesentlich grössere Kluft auf als Länder wie Spanien, Österreich und Irland.







